Architektur Prinzip Aus




23.06.2023

︎Ort

Zweiter Standort: Keplerstraße 11

Entwurf: Rouven Ruppert

Fotos: Rouven Ruppert


Betreuer*innen (Uni): Prof Sybil Kohl


Ist der Ort nicht mehr zu Grunde gelegter Entwurfsparameter, können Architekturdiskurse jenseits konstruierter Kontext- und Identitätsdiskussionen geführt werden. An Gewicht gewinnen so die Idee und die hierzu zu eigen gemachten Positionen und Überzeugungen. Das Raum Erforschen unter bestimmten Bedingungen rückt durch diese gewonnene Freiheit des Denkens in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit Architektur. Vor diesem Hintergrund zeichnen mehrere Schwerpunkte die Arbeit aus: Die Beschäftigung mit der Dichotomie des Begriffspaars von Raum und Space, die Formbeschreibung über Linien im Raum im Gegensatz zum Denken aus der Masse heraus, sowie eine intensive Beschäftigung mit Geometrie und Bedeutung der Kreisfigur.


Der Raum (ahd.: rūm) wird, seiner Wortherkunft entsprechend, als absolutes Ganzes geschaffen und zeichnet sich durch das dezidierte einfordern bestimmter Körperpositionen, bestimmter technischer Gesten im Sinne André Leroi-Gourhans aus. Der Begriff des Space wiederum (lat.: spatium) ist vielmehr als Zwischenräumlichkeit zu definieren und somit das Resultat eines Verhältnisses von Körpern zueinander. Dem Körperbezug des Raumes gegenüber stehen damit starke geometrische Figuren, welche sich von bestimmten abstrahierten Regeln ableiten. Der Kreis beschreibt exemplarisch diese Regel- oder Prinzipientreue in Form des immer gleichen Abstands der Kreislinie zum Zentrum. Seit jeher versteht sich Architektur als Vermittler dieser beiden Pole von Körperbezug und abstrahierter Geometrie. 


Zu den Überlegungen eines prinzipiellen Architekturverständnisses stoßen nun Überlegungen für ein zeitgenössisches Bauen. Die Linie als Möglichkeit der Formbeschreibung jenseits der Masse ist hierzu als eigentlich Raumbildende Idee zu verstehen. Die textile Bespannung ergänzt dabei das stählerne Stabwerk als Mittel der Wahl für ein Schließen ausgewählter räumlicher Grenzflächen. Es entsteht so eine Architektur des Spiels und Aushandelns der Gewichtung, des Verhältnisses untereinander, aber auch des bewussten Bruches mit den gewählten Prinzipien. Eine Architektur Ohne Ort, oder überall, auf jedem Dach.